
Meine erste Profess ist nun schon ein paar Tage her, sodass ich mich etwas sortieren und vielleicht hier einen kleinen Einblick in diesen wundervollen Tag geben kann.
Fangen wir von vorne an.
Die Woche vor der Profess durfte ich im Schweigen und in der Stille verbringen, was insofern richtig schön war, weil man sich wirklich innerlich auf diesen Tag vorbereiten konnte und alles organisatorische sekundär war.
Gleichzeitig kommen einem in der Stille die wildesten Gedanken, Zweifel und gegen Ende auch Aufregung entgegen, sodass die Stille doch ganz schön laut sein kann. Ich hab in dieser stillen Zeit trotzdem sehr viel Zeit zum Gebet gehabt und nebenbei immer mal wieder meditativ meine Wäschenummern eingennäht. In der ersten Zeit im Orden wird die Wäsche mit unseren Initialien gezeichnet, während wir ab der Ersten Profess eine Nummer erhalten, die es irgendwie auch in Wirklichkeit bringt, was da bald passiert. Mit meiner Nummer +1735 reihe ich mich sozusagen in die ganze Reihe der Arenberger Dominikanerinnen ein, die vor mir in dieser Gemeinschaft Profess gemacht haben, bis zu unserer Gründerin Mutter Cherubine mit der Nummer 1.
Spätestens als ein paar Tage vor dem 19. März die ersten Gäste angereist sind, war mir klar: Jetzt wird es ernst :-) Die letzte Nacht als Novizin war ich, bis auf eine kurze Sternen-Guck-Unterbrechung, ziemlich ruhig und dann am nächsten Morgen, als ich in den wolkenlosen, blauen Himmel guckte und ein Spaziergang durch den Park machte, wusste ich, dass heute ein sehr schöner Tag werden würde.
Aber natürlich packte mich auch wieder die Aufregung, insbesondere um 9:50 Uhr, kurz vor Gottesdienstbeginn. Als es dann losging und wir festlich in die Kirche einzogen und ich in die Gesichter so vieler Menschen sah, die extra wegen mir gekommen sind, war das doch ein sehr berührender Moment für mich. Und so wurde ich während des Gottesdienstes immer ruhiger und spätestens als ich auf dem Boden lag und von Weihbischof Peters gefragt wurde, was ich von der Kirche erbete, war es mir sonnenklar vor Augen, dass ich diese Antwort fest und ehrlich sagen kann: "Gottes Barmherzigkeit und Gnade und die Ablegung der ersten Profess."
Dann ging alles wie im Flow und nach einer wunderschönen Liturgie fand ich mich mit schwarzem Schleier von vielen Mitschwestern und Freunden umgeben, die mir alle gratulieren wollten.
Nüchtern betrachtet habe ich in diesem Gottesdienst "nur" öffentlich versprochen, dass ich mich für ein Jahr an die Gemeinschaft binde und nach den evangelischen Räten (Armut, Gehorsam, Keuschheit) leben möchte.
Und trotzdem ist für mich so viel mehr passiert, denn schließlich habe ich diese Erste Profess ja auch deswegen abgelegt, weil ich mir vorstellen kann und hoffe, mein ganzes Leben lang als Arenberger Dominikanerin zu leben. Und ich bin nun mit allen Rechten und Pflichten Teil dieser Gemeinschaft und die Gemeinschaft hat sich ebenso ein Jahr an mich gebunden. 1735 eben! Die gibt's nur einmal, ob ich austrete oder nicht...
Ob ich aufgeregt war? JA
Ob ich vorher Zweifel hatte? JA
Aber am wichtigsten: Ob sich dieser Schritt absolut richtig anfühlt? JA
Ich freue mich auf die nächsten Schritte im Ordensleben und glaube, ich kann sehr gespannt darauf sein, wie sich das Ordensleben nun außerhalb des Noviziats für mich gestaltet und anfühlt. Immer wieder, wenn ich mir die Frage stellte: "Kann und will ich wirklich so leben? Geht das überhaupt ein Leben lang und was, wenn es die falsche Entscheidung war?", dann fiel mir der Satz von Hilde Domin ein: "Ich setzte den Fuß in die Luft, und sie trug."
Wie schön, dass ich im Juniorat prüfen darf, ob die Luft mich trägt. Ob mich dieses Leben, wie bisher, mit Leichtigkeit, Freude und Freiheit erfüllt.
Sr. M. Clarita
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Sandra (Sonntag, 30 März 2025 14:37)
Was für eine bewegende und berührende Erfahrung und was für ein wundervoller Bericht.
Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute und Gottes reichen Segen auf Deinem weiteren Weg�
Moni (Sonntag, 30 März 2025 15:54)
Liebe Sr.M.Clarita,
ganz herzlichen Glückwunsch! Vielen Dank für deine Einblicke und deine bemerkenswert Stärke im Glauben. Es begeistert und steckt an!
Herzliche Grüße, moni
Klaus Scheunig (Sonntag, 30 März 2025 16:48)
Das berührt mich sehr und klingt sehr bodenständig. Ihnen nur Segen
Barbara (Sonntag, 30 März 2025 16:52)
Liebe Sr. M.Clarita,
Vielen Dank für Ihren Bericht über den Tag Ihrer ersten Profess.
Es ist für mich als evangelisch getaufte Christin sehr interessant zu erfahren, wie und warum man das klösterliche Leben für sich wählt. Sie tun dies aus innerer Überzeugung und tiefem Glauben. Dafür gratuliere ich von ganzem Herzen und wünsche Ihnen, dass Sie tagtäglich glücklich mit dieser Entscheidung leben.
Mit lieben Grüßen
Barbara
Doris (Sonntag, 30 März 2025 18:20)
Vielen Dank, dass wir einen Einblick in ihren Lebensabschnitt mit erleben dürfen. Es ist sehr berührend. Gibt auch Mut zum Glauben, das wir uns getragen fühlen dürfen. Ich wünsche ihnen Gottes Segen und weiterhin so viel Lebensfreude wie Sie ausstrahlen. Herzliche Grüße Doris
Stephanie (Sonntag, 30 März 2025 20:21)
Oh wie wunderbar. Ich folge dir schon länger und finde es sehr spannend dir und deinem Weg zu folgen.
Allerdings bin ich nicht katholisch (sondern evangelisch und auch das leider nicht sehr intensiv), was dazu führt, dass ich wahnsinnig viele deiner Begriffe nur erahnen kann.
Vielleicht kannst du auch darin immer wieder Einblick geben.
Bsp. Was ist das Juniorat? Was hat es mit den verschiedenen Farben eurer Kleidung auf sich, ect.
Ganz ganz herzliche Grüße aus dem Südschwarzwald
Anna (Sonntag, 30 März 2025 21:32)
Ich bin zwar nicht christlich, aber es ist so schön die Einblicke in deinen Lebenweg bei den Dominikanerinnen zu sehen und zu lesen. Ich bin vor einigen Wochen über deinen Instagram Account gestolpert, und bin beeindruckt von dem Weg, den du gehst.
Gratulation zur ersten Profess, und ich wünsche dir vom Herzen, dass dich das Leben als Ordensschwester weiterhin erfüllt und dir viel Freude bereitet! ^^
Andrea (Sonntag, 30 März 2025 23:06)
Ich wünsche dir auf deinem Weg Freude, Leichtigkeit und Freiheit und die Liebe unseres HERRN, die dir aus Seinem geöffneten Herzen immer zufließt - wo immer du mit IHM als Seine Braut auch gehst. Danke, dass du Seinen Ruf annimmst.
Manuela (Sonntag, 30 März 2025 23:31)
Was ein wunderschöner Text.
Herzlichen Dank für diesen tiefen Einblick.
Alles erdenklich Gute, wünsche ich Ihnen.
Ute (Montag, 31 März 2025 10:31)
Liebe Sr. Clarita,
das ist doch mal ein toller Text, wo man merkt, das ist dein Leben, deine Zuversicht. Ich wünsche dir von Herzen, du behältst alle diese wunderbaren Gedanken und Gefühle, ein Leben lang! Danke für deine Einblicke, man spürt förmlich deine Zufriedenheit und dein glücklich sein, diesen Weg gehen zu können. Herzlichst, Ute