Über den Umgang mit dem Tod

Vor kurzer Zeit war ich auf unserem Schwesternfriedhof und als ich meinen Blick so schweifen ließ über die Gräber meiner verstorbenen Mitschwestern, fiel mir auf, dass ich doch schon ein Dutzend davon persönlich gekannt habe, vor allem die Schwestern, die auf der Pflegestation im Mutterhaus gelebt haben.

Als Postulantinnen hatten wir zu Beginn die Aufgabe, bei unseren pflegebedürftigen Schwestern zu putzen und dadurch kam man ganz gut in Kontakt. Als ich da auf dem Friedhof stand, erinnerte ich mich an manche kuriose Begebenheit oder die typische Mimik einer Schwestern, wenn ich mit dem Putzwagen vor ihrer Zelle stand.

Und dann war es wiederum komisch diese Frauen, die ich damals erlebt habe, nun hier auf dem Friedhof liegen zu sehen. Wie geht man damit um, Schwester für Schwester sterben zu sehen?

 

Einerseits bin ich selbst ein wenig ratlos und überfordert damit, den Tod einer Schwester zu verarbeiten. Andererseits verliert der Tod für mich seine Macht, weil wir mit diesem Thema quasi tagtäglich konfrontiert sind. Denn: Wir beerdigen ja nicht nur eine Schwester, sondern versammeln uns auch an ihrem Totenbett, verabschieden uns, beten gemeinsam und wenn es die Witterung zulässt, wird eine verstorbene Schwester auch aufgebahrt. Vor dem Ordenseintritt war es für mich ungewohnt und beängstigend einen Toten zu sehen. Im Kloster gehört das aber zum Umgang mit dem Tod dazu. Und so realisierte ich neulich, als ich am Totenbett einer Mitschwester stand und mich verabschiedete, dass dieser tote Leib gar nichts gruseliges oder beängstigendes ist. Es gehört zu unserem Menschsein dazu und der natürliche Umgang mit dem Tod und der Toten hat mir geholfen selbst offener mit dem Thema umzugehen.

Denn auch ich kenne die Tendenz das Thema Sterben eher weit weg halten zu wollen. Und dennoch bleibt die Tatsache, dass ein Mensch auf einmal nicht mehr da ist (und wie ich glaube, bei Gott ist) ein unfassbares Geheimnis.

 

Sr. M. Clarita

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