Noviziatspraktikum II: Oberhausen

Beim Herbstfest
Beim Herbstfest

Fleißige Blogleser werden sich erinnern, dass wir im zweiten Noviziatsjahr zwei Praktika machen. Begonnen habe ich Vechta (siehe Bericht), nun ist auch mein zweites Praktikum abgeschlossen. Dieses durfte ich in unserem Konvent in Oberhausen machen, genauer gesagt im Vincenzhaus, einem Alten- und Pflegeheim in der Trägerschaft unserer Kongregation.

 

Die Praktika, die wir im Noviziat absolvieren sind „Konventspraktika“, d.h. wir leben in einem unserer Konvente und sollen dort das Leben mit den Schwestern teilen. Der Konvent in Oberhausen liegt mitten in der Stadt, gegenüber des Hallenbads und neben gut befahrenen Straßen. Damit stehen wir ziemlich in der Tradition des Ordens, denn Dominikus ist mit seiner Gründung des Predigerordens bewusst in die Städte gegangen, um dort zu predigen, dort zu studieren, dort den Menschen zu begegnen. Die ersten Klöster des Ordens wurden z.B. in Bologna, Paris oder Toulouse gegründet. Von daher gehört es zu unserer Spiritualität als Dominikanerinnen in Städten zu sein und dennoch will auch das geübt sein. Für mich war der Lärm der Stadt gewöhnungsbedürftig, weil ich unseren Park und die viele Natur in Arenberg so liebe. In Oberhausen gibt es auch Natur, aber da muss man erstmal hinkommen. Für mich war es jedenfalls eine interessante Erfahrung als Kloster mitten in der Stadt zu sein und genau dort Gott zu suchen und ich glaube das hat sehr viel mit der Botschaft Jesu zu tun, der vor allem an Orten aufgetaucht ist, an denen man ihn am wenigsten erwartet hat.

 

Neben dem eigentlichen Konvent, leben in Oberhausen weitere Schwestern, die auf Pflege angewiesen sind, im Vincenzhaus. Bei meinem Praktikum war ich allerdings nicht in dem Wohnbereich eingesetzt, wo unsere Schwestern leben, sondern dort, wo Menschen wohnen, die an Demenz erkrankt sind. Die beiden Wohngruppen "Maria" und "Barbara" sind durch einen bepflanzten Innenhof miteinander verbunden. Meine Aufgabe war es als Alltagsbetreuung Zeit mit den Bewohnerinnen und Bewohnern zu verbringen, zu spielen, zu malen, zu singen etc., aber auch Essen anzureichen. Anfänglich war ich verunsichert, wie ein guter und professioneller Umgang aussieht, weil ich vorher noch nicht in dieser Intensität Erfahrungen mit Demenzerkrankten hatte. Und es ist so unterschiedlich, was die Demenz im Menschen auslöst: Manche haben zum Beispiel ein extrem hohes Redebedürfnis, andere reden immer weniger oder fast nichts. Mit Zeit habe ich meine Berührungsängste verloren und wurde auch sicherer im Umgang.

Sehr beliebt war das gemeinsame Bingo-Spielen, aber auch Ballspiele und Singen. Manchmal gab es Gruppenaktivitäten wie eine gemeinsame Gymnastikrunde und manchmal habe ich mich mit einer einzelnen Person beschäftigt, z.B. beim Mensch-ärgere-Dich-nicht Spiel. Während meiner Praktikumszeit haben wir gemeinsam Herbstfest gefeiert, wobei wir die Wohnküche herbstlich dekoriert haben. Dazu gab es Kuchen und es wurden Geschichten vorgelesen und ein Quiz gemacht. Zum Schluss wurde noch Abendessen mit herbstlichem Gemüse gekocht. Was für ein toller Tag!

Eines meiner Highlights war auch, dass ich am letzten Tag ein kleines Orgelkonzert in der Kirche gegeben habe. Dazu wurden alle Bewohner, die konnten, in die Kirche mitgenommen, was an sich schon für die meisten ein richtiger Ausflug war.😊 An der Orgel habe ich dann eine Mischung aus Volkslieder, Kirchenliedern und instrumentellen Stücken vorgespielt und ich hoffe es hat den Zuhörenden gefallen.

 

Das Vincenzhaus habe ich als ein wirklich großartiges Pflegeheim wahrgenommen. Die Wohnbereiche sind wohnlich gestaltet und den Bewohnern wird versucht ein abwechslungsreiches Beschäftigungsprogramm zu ermöglichen. Neben der Alltagsbetreuung sind das auch Dinge, wie der Therapiehund, der regelmäßig zu Besuch kommt.

Beeindruckt hat mich auch das Team auf dem Wohnbereich, die allesamt sehr engagiert bei der Sache sind und trotz den Herausforderungen des Alltags immer alles für das Wohl der Bewohnerinnen und Bewohner geben. Es ist für mich schon ein Stück Evangelium, was hier tagtäglich passiert und neben all den Grausamkeiten die Menschen anderen Menschen zufügen, zeigt sich für mich in der Altenpflege bzw. in sozialen Berufen die wahre Größe des Menschen.

 

Wichtig war für mich aber auch immer wieder einen Ausgleich zur Arbeit im Altenheim zu haben und mir tut dabei Sport ziemlich gut. Deshalb hab ich am Wochenende die Zeit genutzt, um diverse Radwege auszuprobieren und habe auf einer erprobten Route von Schwester Kerstin-Marie eine sehr schöne Radtour nach Kevelaer gemacht. Außerdem habe ich auch in Oberhausen eine Boulderhalle gefunden, wo ich mich gerne mal ausgetobt hab.

 

Ich glaube es nicht verkehrt einen Einblick in das Altwerden zu bekommen, denn früher oder später betrifft das Thema ja uns alle, ob es Angehörige sind oder wir selbst. Deshalb bin ich dankbar für die Erfahrungen, die ich in Oberhausen sammeln durfte.

 

 

Nun bin ich gerne wieder auf den Arenberg zurückgekehrt und freue mich auf die kommenden Monate im Noviziat.

 

Sr. M. Clarita

Besuch des Therapiehunds
Besuch des Therapiehunds

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Kommentare: 1
  • #1

    Eva Maria Hinkes (Samstag, 05 Oktober 2024 21:08)

    " Es ist für mich schon ein Stück Evangelium, was hier passiert" schreiben Sie. Das glaube ich auch. Die Schilderung dieses Hauses ist sehr sympathisch und vorbildhaft, eine tolle Erfahrung, die Sie da gemacht haben und den Ausgleich, den Sie sich geschaffen haben �ist auch nõtig um auf zu tanken.
    Und jetzt wieder eine gute Zeit in Ihrem Zuhause im Kloster Arenberg.
    Herzlichen Gruß
    Eva Maria Hinkes
    Und Grüße an Sr. Gloria von mir