Als Dominikanerinnen ist uns das lebenslange Studium sehr wichtig. In unseren Konstitutionen heißt es deswegen unter Nr. 78, dass wir uns lebenslang fortbilden. Ich bin seit diesem Sommer in der
besonderen, komfortablen, aufregenden, inspirierenden und fordernden Situation, dass ich mich in ganz besonderer Weise fortbilden darf: Seit diesem Semester bin ich nämlich wieder Studentin und
für einen Doctor of Ministry in Preaching am Aquinas Institute in St. Louis in den USA eingeschrieben. Hier darf ich mit 16 Männern und einer anderen Frau lernen, was Predigen eigentlich
bedeutet, wie man predigt und was es für mich als Frau in der katholischen Kirche heißt, zu predigen.
Da das Studienprogramm für Menschen gedacht ist, die im Beruf stehen, ist es weitesgehend online, nur einmal pro Semester treffen wir uns für ein Intensive. Das war letzte Woche der Fall und es
war wirklich inspirierend, in einer Gruppe zu lernen, die so divers ist: Ein Kommilitone ist aus Kamerun, einer aus Nigeria, einer aus Vietnam, drei aus Burma, ich aus Deutschland und die
verbleibenden zwölf aus den USA. Einer ist Baptist, einer Nazarener. Es gibt Diakone, Priester, Pastorale Mitarbeiter,...
Dazu kommt noch das spezielle Studiensystem, das deutlich anders ist, als ich es von meinem Universitätsstudium vor vielen Jahren kenne: Hier ist vorgesehen, dass man jede Woche 100 bis 150 Seiten liest und das auch nachweist. Für die Hausarbeit am Ende des Semesters sind nur drei Wochen Zeit vorgesehen, um diese zu verfassen, so dass alles viel enger getaktet ist. Aber das passt mir in meinem Alltag sehr gut, da ich weiß, was wann Priorität hat. Und schon die Auseinandersetzung mit Dietrich Bonhoeffer, Karl Barth, der dialektischen und der sakramentalen Theologie - natürlich alles auf Englisch - hat mich schon ungemein bereichert, so dass ich mich auch darauf freue, nächste Woche meine erste Hausarbeit in Angriff zu nehmen, nachdem ich mein wöchentliches Lesepensum für diese Woche erledigt habe.
Eine Besonderheit des Aquinas Institute ist außerdem, dass unsere Studiengruppe einen "Bund" schließen wird, der uns durch unsere gemeinsame Studienzeit tragen soll. Während unseres Mittagsgebetes am Donnerstag lag der Text unseres Bundes auf dem Altar und wir werden ihn im nächsten Semster, wenn wir wieder in St. Louis zusammen kommen, feierlich unterschreiben. Das habe ich vorher auch noch nicht erlebt, aber es soll uns helfen, die Herausforderungen des Studiums gemeinsam zu meistern.
Wenn also auch etwas Arbeit ansteht in den nächsten vier bis sechs Jahren - so lange dauert das Programm -, freue ich mich doch sehr darauf und bin sehr froh, dass ich die Gelegenheit dazu habe, weiter zu lernen und neue Felder zu entdecken. Lebenslanges Lernen eben.
Sr. Kerstin-Marie